Sag mir, wo der Friede wohnt

Schon als Kind habe ich mich gefragt, was es braucht, dass Menschen friedlich miteinander leben. Der zweite Weltkrieg, den meine Großeltern erlebt hatten, war für mich noch sehr präsent. Mein Klassenlehrer in der Grundschule sagte einmal, dass der dritte Weltkrieg bevor stünde. Fieberhaft überlegte ich, wie wir das verhindern könnten. Ich betete jeden Abend vor dem Schlafen für den Frieden in der Welt.

Ich hatte die Vorstellung, dass Konflikte jetzt am Verhandlungstisch gelöst werden könnten und es keine Waffen und Niedermetzelungen mehr brauche. Ich war davon überzeugt, dass die Menschen einfach nur miteinander zu reden brauchten und dass sich dann doch eine Lösung finden würde. Kriege waren für mich aus einer vergangenen Zeit, aus der wir gelernt haben und schlauer geworden sind.

Ich versuchte zu verstehen, was die Menschen voneinander trennte und wofür sie sich bekriegten – die Rasse, Religionen, Sprachen… Ich zog hinaus in die Welt und lernte Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kontexten kennen. Menschen mit anderen Sprachen, einer anderen Religion, einer anderen Rasse. Ich fühlte mich mit allen verbunden. Für mich machte es einfach keinen Sinn sich dafür zu bekriegen.

Ich dachte, dass es vielleicht daran liegt, dass Menschen zu sehr alleine und isoliert in ihren Wohnungen leben – immer hatte ich in WGs oder Gemeinschaften gelebt. Eine Zeit lang glaubte ich, dass wir einfach nur viel mehr Gemeinschaften auf dem Land bräuchten, wo Menschen im Frieden miteinander zusammen leben. Ich erkannte, dass auch in einer Gemeinschaft viel Uneinigkeit und Auseinandersetzungen sein können.

Da zog ich mich zurück und lebte zum ersten Mal alleine in einer kleinen Gartenhütte. ich spürte intuitiv, dass es dran war, mich um mich selbst zu kümmern und erst einmal den Frieden in mir selbst zu finden. Seit zweieinhalb Jahren bin ich nun auf diesem Weg und es wird zunehmend ruhiger und friedlicher in mir. Denn als ich begann, meinen eigenen Gedanken zuzuhören und mir meiner Gefühle bewusst zu werden, da merkte ich, dass auch in mir drin Krieg herrschte. Ganz viel angestaute Wut und Aggression, die ich mein Leben lang unterdrückt hatte. Denn mit Gefühlen umzugehen, das hat mir niemand beigebracht und auch niemand vorgelebt.

Immer mehr Menschen wachen auf und werden sich ihrer selbst bewusst. Jetzt weiß ich wo der Frieden wohnt: in uns selbst. In unseren Gedanken, in unserer Aufarbeitung vergangener Emotionen, in der Vergebung, in der bedingungslosen Annahme von uns selbst, in unserem Körper.

Wenn wir aufhören, uns für die Gedanken und Gefühle von anderen verantwortlich zu fühlen und die Verantwortung für unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Emotionen übernehmen, dann sind wir auf dem Weg zu innerem Frieden. Wenn wir im Frieden mit uns selbst sind, können wir auch friedlich mit unseren Mitmenschen zusammenleben und allen Wesen in Frieden begegnen.